Aderlass

Der Aderlass ist eine uralte Therapieform und gehört zu den Ausleitungsverfahren der Naturheilkunde. Dem Patienten entnehme ich eine bestimmte Menge Blut, um den Körper sowohl von Blutfülle als auch von schädigenden Stoffen im Blut zu entlasten.

Wirkungsweise des Aderlasses

Durch das entnommene Blut tritt eine Blutverdünnung ein. Das Fehlen des Blutes bedeutet für den Körper einen Volumenverlust. Dieser wird sofort kompensiert, indem aus dem Interstitium (Zwischenzellgewebe) eiweißarme Flüssigkeit nachströmt und dies führt dann zu einer Blutverdünnung. Hierdurch können schlechte Blutwerte bezüglich des Hämatokrits (Anteil der Blutzellen am Gesamtvolumen des Blutes in Prozent), der Viskosität und der Aggregation (Zusammenballung) der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten vielfach verbessert werden. Die Mikrozirkulation wird angeregt und dies führt dann in Folge oft zu einer allgemeinen Durchblutungsförderung.

Der Aderlass kam, nachdem er eine Zeitlang durch die Ärzteschaft exzessiv und falsch genutzt wurde, in Misskredit, siehe Molière, der eingebildete Kranke, hat aber in der durchaus wissenschaftlich begleiteten Naturheilkunde eine echte Renaissance erlebt.
Wissenschaftliche Studien zur Wirkung und Wirksamkeit sind aber noch recht spärlich, dazu fehlt auch leider das Interesse der Anwender dieser etablierten Methode.

Anwendung des Aderlasses

Der Aderlass wird erfahrungsgemäß angewendet bei Entzündungen, Blutfülle (Plethora), zur Entgiftung sowie Stoffwechselverbesserungen aber auch zur Beruhigung bei lokalen Krämpfen (Koliken), Bluthochdruck, Stauungen, Neigung zu Schlaganfall oder Herzinfarkt. Der Aderlass soll in naturheilkundlicher Betrachtungsweise zur Verbesserung der Durchblutung, der Fließeigenschaft, zur Anregung und Neubildung des Blutes führen.

Der Aderlass wird nicht angewandt bei Patienten, die unter Blutarmut leiden. Auch Patienten mit niedrigem Blutdruck und geschwächten Patienten ist vom Aderlass abzuraten.

Vorgehensweise

Meinem Patienten entnehme ich eine bestimmte Menge Venenblut, in der Regel zwischen 50ml bis 250 ml. Die jeweils entnommene Menge und der Ort des Aderlasses richten sich vor allem nach Krankheit, Geschlecht, Konstitution und Alter des Patienten. Es kann sein, dass ein kleiner Aderlass nach einiger Zeit wiederholt wird.

Ausleitungsverfahren, das Entfernen von „Giften“, gehören zu den etablierten Behandlungsverfahren der Naturheilkunde. Seit vielen Jahrhunderten ausgeübt, sind aber dennoch keine validen wissenschaftliche Studien zur Wirkung und Wirksamkeit vorhanden, weil sich wohl kaum Jemand die Mühe gemacht hat, sie zu erstellen.

Die evidenzbasierte Medizin redet übrigens hier nicht von Giften, sondern von Stoffwechselzwischen- oder endprodukten und kennt demzufolge praktisch auch keine Ausleitungsverfahren. Das ist eine Terminologie, die sich in der Naturheilkunde etabliert hat, lange bevor es eine schulmedizinische Toxikologie gab. Deshalb verwenden wir diese Begriffe gerne weiter und begeben uns nicht in einen Terminologie-Streit.